Das CERN, das Internet, Ada Lovelace und Tim Berners-Lee

Beschleunigerkomplex

Logo vom CERN









Ein kurzer Rückblick...

Besondere Aufmerksamkeit gebührt den in der Wis­sen­schaft immer wieder ignorierten und geschmähten Frauen, hier als Bei­spiel Ada Lovelace. Siehe auch diesen Wikipedia-Artikel.

Sie wird von vielen als erste Programmiererin für die links ab­ge­bil­dete Analytische Ma­schi­ne von Charles Babbage an­ge­se­hen!

Zitat: „Die Grenzen der Arithmetik wurden in dem Au­gen­blick ü­ber­schrit­ten, in dem die Idee zur Verwendung der [Pro­gram­mier]­Karten entstand, und die Analytical Engine hat keine Ge­mein­sam­keit mit schlichten Rechenmaschinen. Sie ist einmalig, und die Möglichkeiten, die sie andeutet, sind höchst in­te­res­sant.“
Viele Jahre später führte diese Erkenntnis über Zuses Z3 zu Rechencentren wie im CERN. Dann war da u. A. noch Betty Holberton auf diesem Weg.


Nun aber zum CERN

Das CERN (Wikipedia-Artikel). Das Higgs-Boson oder Higgs- Teil­chen ist ein nach dem bri­ti­schen Physiker Peter Higgs be­nann­tes Elementarteilchen aus dem Standardmodell der Ele­men­tar­teil­chen­physik. Es ist e­lek­trisch neutral, hat Spin 0 und zerfällt nach sehr kurzer Zeit. Das Higgs-Teilchen gehört zum Higgs-Mechanismus, einer schon in den 1960er Jahren vor­ge­schla­ge­nen Theorie, nach der alle E­le­men­tar­teil­chen (bei­spiels­wei­se das Elektron) außer dem Higgs-Boson selbst ihre Masse erst durch die Wech­sel­wirkung mit dem allgegenwärtigen Higgs-Feld erhalten. Für den ex­pe­ri­men­tel­len Nach­weis des Higgs-Bo­sons und die Be­stim­mung seiner Masse sind Teil­chen­be­schleu­niger mit ausreichender Energie und Lu­mi­no­si­tät nötig, weshalb der Nach­weis über mehrere Jahrzehnte hinweg nicht gelang. Erst im Juli 2012 hat das Be­schleu­ni­ger­zen­trum CERN den Nach­weis eines Teilchens am Large Hadron Collider be­kannt­ge­ge­ben, bei dem es sich um das Higgs-Boson handeln könnte. Nach­dem die Vermutung durch Analyse wei­te­rer Da­ten be­kräf­tigt werden konnte, galt die experimentelle Be­stä­ti­gung als so weit fort­ge­schrit­ten, dass François Englert und Peter Higgs für die the­o­re­ti­sche Ent­wick­lung des Higgs-Me­cha­ni­mus der No­bel­preis für Physik 2013 zuerkannt wurde. Die in­ter­na­ti­onal ko­or­di­nier­te Auswertung der entstehenden Mess­daten wird sich noch über Jahre hinaus fortsetzen, um das gan­ze Bild weiter zu tes­ten und ge­ge­be­nenfalls zu verfeinern.

Berners-Lee und das World Wide Web. Ein Problem am CERN war, dass sich ein Teil der Laboratorien auf französischem, ein an­de­rer auf schweizerischem Gebiet be­fin­det. In den beiden Län­dern herrsch­ten unterschiedliche Netz­werk-In­fra­struk­tu­ren, die den Austausch von In­for­ma­ti­o­nen er­schwer­ten. Am 12. März 1989 schlug Berners-Lee seinem Ar­beit­ge­ber CERN ein Projekt vor, das auf dem Prin­zip des Hy­per­texts beruhte und den welt­wei­ten Aus­tausch sowie die Ak­tu­a­li­sie­rung von In­for­ma­ti­onen zwi­schen Wis­sen­schaft­lern ver­ein­fa­chen sollte. 1990 ver­öf­fent­lich­te er mit Robert Cailliau ein Kon­zept für ein welt­wei­tes Hy­per­text- Projekt. In der Folgezeit ent­wickel­te Berners-Lee die Sei­ten­be­schrei­bungs­spra­che HyperText Markup Language (HTML), das HyperTextTrans­fer­Pro­to­koll (HTTP), die URL (der Na­me kam allerdings erst später), den ersten Browser World­Wide­Web und den ersten Webserver CERN httpd unter dem Be­triebs­sys­tem NeXTStep. Dies sollte den Ursprung des World Wide Web dar­stel­len. Ber­ners-Lee erstellte die erste Web­prä­senz, info.cern.ch. Diese Web­si­te gibt es bis heute; al­ler­dings existiert von dem ur­sprün­gli­chen Inhalt nur noch eine Kopie aus dem Jahr 1992. Sie er­läu­ter­te unter anderem,
  • was das World Wide Web sein sollte,
  • wie man an einen Webbrowser kommt,
  • wie man einen Webserver aufsetzt.
Ursprünglich war dies auch die erste ein­fache Suchmaschine, denn Berners-Lee betreute noch andere Webpräsenzen au­ßer seiner eigenen. Die Grundideen des World Wide Webs sind ver­gleichs­wei­se einfach, Berners-Lee sah und verknüpfte sie je­doch in einer Weise, deren Mög­lich­kei­ten bis heute noch nicht voll­stän­dig aus­ge­schöpft sind.



Serverraum beim CERN

Das „W3C“. 1994 gründete Berners-Lee das World Wide Web Con­sor­tium (W3C) am Mas­sa­chu­setts Institute of Technology. Wichtig war, dass er seine Ideen und technischen Um­set­zun­gen nicht pa­ten­tier­te, sondern frei weitergab. Auch auf die Ma­xi­me des World Wide Web Con­sor­tiums, nur pa­tent­freie Stand­ards zu ver­ab­schie­den, hatte er starken Einfluss. In seinem Buch „Weaving the Web“ (deutsch: Der Web-Report, 1999) wird Fol­gen­des betont:
  • Das Web editieren zu können ist ge­nau­so wichtig wie durch das Web zu brow­sen.
  • Computer können genutzt werden, um im Hintergrund Auf­ga­ben zu erledigen, damit Gruppen besser zu­sam­men­ar­bei­ten können.
  • Jeder Bereich des Internets sollte eher eine Netzstruktur als eine Baumstruktur haben. Erwähnenswerte Ausnahmen sind das Domain Name System und die Regeln für die Vergabe von Do­main­na­men durch die ICANN.
  • Informatiker tragen nicht nur eine tech­ni­sche, sondern auch eine mo­ra­li­sche Verantwortung.
Berners-Lees Vorstellung von der Zukunft des Internets ist das se­man­ti­sche Web. 2006 forderte er in seinem Aufsatz „Cre­a­ting a Science of the Web“ die Etablierung einer eigenständigen Web­wis­sen­schaft.


Der erste Webserver der Welt, entwickelt und implementiert von Berners-Lee auf einem NeXTcube-Computer


Quellen und Rechte:
Beschleunigerkomplex: Forthommel / CC BY-SA
Tim Berners-Lee: Von Paul Clarke - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Link
Cern Serverraum: Von Florian Hirzinger - www.fh-ap.com - Own work (Florian Hirzinger), CC BY-SA 3.0, Link
Erster Web-Server: Von Coolcaesar aus der eng­lisch­spra­chigen Wikipedia, CC BY-SA 3.0, Link
Analytisch Maschine und Ada Lovelace: Siehe den jeweiligen Link zur deutschen Wikipedia.
Bild Analytical Maschine: Von Science Museum London / Science and Society Picture Library - Babbage's Analytical Engine, 1834-1871.Uploaded by Mrjohncummings CC BY-SA 2.0, Link
Rolf Wroblewski • 28237 Bremen • Kontakt