Stadtteil-Kurier vom 6.12.2007
„Stadtteil gegen Rassismus“
Gröpelingen der erste in ganz Deutschland / Über 6000 Unterschriften gesammelt
Von unserem Mitarbeiter Roman Rutkowski
GRÖPELINGEN. Gröpelingen kann sich ab sofort „Stadtteil gegen Rassismus“ nennen - als erste Kommune in Deutschland überhaupt. Am Freitag um
Punkt 16 Uhr verkündeten Ortsamtsleiter Hans-Peter Mester und Projektleiterin Sanem Kleff, das gesteckte Ziel sei erreicht worden. Bis zum Mittag habe man exakt 5965 Stimmen
ausgezählt. Anlässlich der Abschlusskundgebung waren freilich weitere Listen mitgebracht worden. Auch hatten die Gröpelinger bis zur letzten Minute die
Möglichkeit genutzt, mit ihrer Unterschrift ein Zeichen zu setzen. Deshalb gehe man davon aus, so Kleff, dass mindestens 6100 Unterschriften gesammelt worden seien. Doch
man habe ja nicht nur eine Zahl erreichen wollen, sondern auch etwas Inhaltliches. Gröpelingen als Stadtteil spricht sich nach den Worten von Sanem Kleff für ein Ziel
aus. Die Menschen würden solidarisch zueinander stehen und gemeinsam gegen die Nazi-Ideologie vorgehen. Mutig sei es, dass sich ein Stadtteil diesen Titel hole. Drei
Bürger ganz unterschiedlichen Alters aus dem Publikum, gewissermaßen Alt und Jung, nahmen stellvertretend die Urkunde und das mannsgroße Schild
„Gröpelingen gegen Rassismus - Gröpelingen mit Courage“ entgegen. „Nazis haben keine Chance“. Manche Zeitgenossen würden es zwar
lächerlich finden und fragen, was denn schon so ein Schild bedeute, berichtete Kleff. Doch der laute Beifall bei der Übergabe des Symbols bestätige, was auch sie
denkt: „Eine ganze Menge. Wir wissen, worum es hier geht. Nämlich aller Welt zu sagen: Hier in Gröpelingen haben Nazis keine Chance.“ Für sie, so Kleff
weiter, sei dieser Augenblick „nicht nur ein Job, sondern auch persönlich ein ganz bedeutender Moment“. Hans-Peter Mester erinnerte an den Ursprung der Aktion,
den NPD-Aufmarsch im November 2006. „Wir hatten hier im Stadtteil Besuch, den wir nicht wollen.“ Nun setze man noch einen drauf. Mester dankte den zahlreichen
Initiatoren, Unterstützern und Multiplikatoren, die kaum alle Platz auf der Bühne fanden. Abschließend verlas er ein Schreiben von Bürgermeister Jens
Börnsen, der nicht persönlich erscheinen konnte. Nach dessen Ansicht wird dieser Tag „in die Geschichte des Stadtteils eingehen“. Börnsen drückte
seine Freude und seinen Stolz darüber aus, dass die Gröpelinger unmissverständlich klar gemacht hätten: „Hier bei uns im Stadtteil können die
Bewohner und Bewohnerinnen in friedlicher Nachbarschaft miteinander leben.“ Hier solle niemand ausgegrenzt werden, dies sei die Botschaft eines „lebendigen, bunten
Stadtteils, der seit Jahrzehnten mit und von seiner kulturellen Vielfalt lebt.“ Der Bürgermeister wünscht sich nach eigenem Bekunden, dass diese Botschaft
„über die Initiative hinaus intensiv und nachhaltig“ weiter wirke. Das Gelingen der Aktion, in die so viel Zeit und Mühe investiert worden ist, sei ein Tag
zur Freude und zum Feiern. Und genau das taten anschließend die „Multiplikatoren“: Feiern bei heißem Punsch. Nun muss lediglich noch ein passender Platz
für das Schild gefunden werden.
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