Local VoidLocal VoidR. Brent Tully, Institute for Astronomy, University of Hawaii
Forscher haben eine Karte des gigantischen Nichts in der Nähe unserer Galaxie erstellt
Marie-Sophie Röder
24. Juli 2019
In der Nähe unserer Galaxie, der Milchstraße, befindet sich eine riesige
und wachsende Lücke. Obwohl die sogenannte Lokale
Leere schon im Jahr 1987 von den Astronomen Brent Tully und
Rick Fischer entdeckt wurde, weiß man bislang relativ wenig
über das große Nichts.
Forscher der University of Hawai’i haben die Lokale Leere nun
zum dritten Mal kartiert und ihre Grenzen analysiert.
Die Leerräume zwischen den Galaxienhaufen dehnen sich aus
Wirft man einen Blick auf das gesamte Universum, so erkennt
man, dass Galaxien nicht gleichmäßig verteilt sind. Sie bilden
Cluster und Superhaufen, zwischen denen sich Leerräume — sogenannte
Voids — befinden. In ihnen befinden sich keine oder nur wenige Galaxien.
Galaxien bewegen sich nicht nur mit der gesamten Expansion des
Universums, sie reagieren auch auf die Schwerkraft ihrer Nachbarn,
heißt es in der Pressemitteilung des Instituts für Astronomie
der University of Hawaii. Daher bewegen sie sich weg von den
Leerräumen und hin zu den dichteren Bereichen des Universums,
wodurch die Leerräume größer werden. Bei der Lokalen Leere
gehen Wissenschaftler von einem Durchmesser von mindestens
150 Millionen Lichtjahren aus.
Ein Beispiel für ein Cluster ist die Lokale Gruppe. Diese ist ein
Galaxienhaufen, zu der die Milchstraße, die
Andromedagalaxie und etwa 60 Zwerggalaxien gehören. Außerdem lässt sich die
Milchstraße, gemeinsam mit anderen Galaxien der Lokalen Gruppe,
zum sogenannten Local Sheet zuordnen. Hierbei handelt es sich um
eine extragalaktische Region des Weltraums, in der die zugehörigen
Galaxien eine ähnliche Geschwindigkeit aufweisen. Das Local Sheet
bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von 260 Kilometern pro Sekunde
von der Lokalen Leere weg, heißt es auf der Astronomie-Nachrichtenseite
„Universe Today“.
Lokale Leere beeinflusst Bewegungen unserer Galaxie
Die Bewegungen der Milchstraße, der Andromedagalaxie und den benachbarten
kleineren Galaxien stellen schon seit langem ein Rätsel für die
Wissenschaft dar. Denn die Geschwindigkeit weicht um 600 Kilometer
pro Sekunde von der allgemeinen Expansiongeschwindigkeit des Universums ab.
Um diesem Mysterium auf den Grund zu gehen, widmete sich das Forscherteam
unter Leitung von Brent Tully erneut der Lokalen Leere. Diese befindet
sich nämlich in unmittelbarer Nachbarschaft zu unserer Galaxie und
beeinflusst sie somit wahrscheinlich.
Die Studie zeigt, dass etwa die Hälfte der Bewegungen der Milchstraße
und ihrer Nachbargalaxien mit dem Gravitationseinfluss des Virgo-Galaxienhaufens,
der mit der Lokalen Gruppe zu einem gemeinsamen Supercluster gehört,
sowie der sich ausdehnenden Lokalen Leere zu erklären sind.
Forscher hoffen auf neue Erkenntnisse über Dunkle Materie
Zudem ist die Lokale Leere von besonderem Interesse für die Wissenschaft,
da die Materie, aus der die Milchstraße und der Rest der Lokalen Gruppe
besteht, wahrscheinlich aus der Lokalen Leere stammt. Somit könnten Untersuchungen
über den Leerraum Erkenntnisse über die Entstehung unserer Galaxie sowie
über die Dunkle Materie liefern. Diese gilt als größtes verbleibendes
Mysterium unseres Universums.
Jedoch sind Forschungen zu der Lokalen Leere äußerst schwierig anzustellen,
da sie sich hinter der zentralen Masse unserer Galaxie befindet und die
Sicht somit blockiert ist.
Für ihre aktuelle Studie untersuchten Tully und sein Forscherteam die Bewegungen
von 18.000 Galaxien. Anhand der Galaxienbewegungen zogen die Forscher
Rückschlüsse über die Verteilung der Masse und erstellten eine
dreidimensionale Karte unserer kosmischen Nachbarschaft. Mit der gleichen
Methode hatten Tully und ein Team von Astronomen bereits im Jahr
2014 das Ausmaß des Laniakea Superclusters errechnet, das neben
unserer Milchstraße über 100.000 weitere Galaxien beheimatet.
Die neue Studie über die Lokale Leere wurde kürzlich im Fachmagazin
„The Astrophysical Journal” veröffentlicht.